27 Die heilige Barbara - Schutzpatronin der Bergleute
Das Leben und die Person der heiligen Barbara selbst liegen im Dunkeln der Geschichte: Was über Barbara bekannt ist, erzählen uns viele Legenden mit einem Kern „Wahrheit“. Auf Darstellungen der Heiligen sieht man oft auch einen Turm, einen Kelch, einen Palmzweig, ein Schwert oder eine Krone. Der Gedenktag der hl. Barbara wird am 4. Dezember gefeiert.

Nach der Legende lebte und starb sie als Märtyrerin Ende/Anfang des 3. und 4. Jahrhunderts nordöstlich von Istanbul in der heutigen Türkei. Ihr Vater war ein heidnischer Kaufmann und liebte seine Tochter über alles. Weil er aber sehr eifersüchtig und argwöhnisch war, sperrte er sie immer in den Turm seines Hauses ein, wenn er auf Reisen war. Als Barbara von einem ihrer Lehrer vom Christentum erfuhr, ließ sie sich in Abwesenheit des Vaters taufen und ein drittes Fenster zur Erinnerung an die Dreifaltigkeit in den Turm einfügen.
Barbaras Vater war entsetzt und versuchte alles, sie vom Christentum abzubringen. Als Barbara sich seinem Wunsch standhaft widersetzte, musste sie schließlich in Todesangst vor dem unerbittlichen Zorn ihres Vaters fliehen, der sie verfolgte und überall suchte. Sie konnte sich zwar kurzzeitig verbergen, wurde aber von einem Hirten verraten. Der Vater brachte die wehrlose Tochter nach Hause zurück, misshandelte sie grausam und enthauptete sie nach der Verurteilung zum Tod schließlich selbst mit seinem Schwert. Dafür wurde er auf dem Heimweg vom Blitz erschlagen. Das alles soll an einem 4. Dezember geschehen sein.

Aber warum verehren die Bergleute die hl. Barbara, eine der 14 Nothelfer, als ihre Schutzpatronin? Die Legende erzählt, dass Barbara bei ihrer Flucht an einem steilen Berghang am Ende ihrer Kräfte war. In ihrer Angst vor dem Vater betete sie zu Gott: „Hilf mir! Zeige mir eine Öffnung in den Felsen, wo ich mich verstecken kann!“ Tatsächlich fand das Mädchen einen tiefen Felsspalt, der ihr bis zum Verrat durch einen Hirten Schutz bot.

Auch der Bergmann wollte immer schon, dass sich der Berg öffnet und den Weg zum wertvollen Erz zeigt. Es ist leicht erklärlich, warum er sich gerade die hl. Barbara als Nothelferin aussuchte. In alten Zeiten begann der Bergmann seine schwere und gefahrvolle Arbeit mit dem Wunsch „Glück zu!“ Er wollte damit ausdrücken: Wenn ich die hl. Barbara um Hilfe anflehe und Glück habe wie sie, führt sie mich zu reichen Bodenschätzen und lässt mich gesund wieder ans Tageslicht zurückkehren. Aus „Glück zu“ wurde später, als die Schächte in immer größere Tiefe reichten, „Glück auf!“ Deshalb ist die hl. Barbara bis heute u.a. die Schutzpatronin der Bergleute geblieben. Auch in unserer ehemaligen Bergbaugemeinde hat St. Barbara einen hohen Stellenwert: Die kath. Kirche in Andreasberg ist ihr geweiht. Vor der Kirche in Ramsbeck findet man sie in Stein gemeißelt mit einem Turm, und für beide Gotteshäuser stifteten die Bergleute jeweils ein Barbara-Fenster.
Um den Gedenktag der Märtyrerin am 4. Dezember rankt sich schon seit jeher ein vielfältiges Brauchtum: Jedem sind die „Barbarazweige“ bekannt, die man an diesem Tag vor allem von Kirschbäumen schneidet und ins Wasser stellt. Sie sollen im geheizten Zimmer zu Weihnachten blühen. Für die Bergleute war schon in alter Zeit der 4. Dezember ein Feiertag mit Gottesdienst und anschließendem Festmahl, bei denen eine Bergmannskapelle in Knappenuniform spielte. Seit 1979 treffen sich ehemalige Bergleute in Andreasberg am Barbara-Tag und tauschen gemeinsame Erinnerungen aus. Außerdem werden dort seit einiger Zeit gesegnete Barbarazweige vom Carl-Haber-Stollen in einer Prozession zur Kirche gebracht. Zahlreiche Gäste fahren seit 1995 alljährlich am 4. Dezember mit der Grubenbahn ins Besucherbergwerk ein, um unter Tage, an der ehemaligen Kippstation einen Gottesdienst zum Gedenken an die heilige Barbara zu feiern.
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